17.06.2015
An sich ist es verwunderlich, dass es die Band erst jetzt geschafft hat, ihre Musik auf einen Silberling zu pressen, denn das sympathische Quartett existiert bereits seit acht Jahren. Doch Sunna de Vil (Sackpfeife, Flöten, Drehleier, Gesang), Theophalla (Sackpfeife, Schalmeien, Flöten, Gesang), Divan (Gitarren, Gesang) und Drynur (Percussion, Schlagzeug, Gesang) hatten zu viel damit zu tun das Publikum auf zahllosen Bühnen live zu begeistern, so dass die CD-Produktion immer wieder nach hinten geschoben wurde. Auch die Tatsache, dass die Speluden neben ihrem Marktdasein im realen Leben noch andere Jobs haben oder sich um die Familie kümmern müssen, trug zu dieser Verzögerung bei. Im Mai war es dann aber endlich soweit und „Aufklang“ erblickte das Licht der Welt.
Auf dem Album zeigen die MURKELEYEN die ganze Bandbreite ihres Könnens. Den Anfang macht ein von Piano- und Bassklängen getragenes Intro, bei dem nicht nur ein Gast – Simon Klingner – an den gestrichenen Saiten zu hören ist, sondern sich auch Schlagwerker Drynur überraschend feinfühlig an den Tasten zeigt. Es folgt der Klassiker „Quem a omagen da virgen“ aus den Cantigas de Santa Maria, in den sich am Ende aber auch noch ein skandinavischer Bergkönig verirrt hat, und der „Ungarische“, beide sehr sackpfeifenlastig in bester Marktmusik-Manier dargeboten. So geht es weiter, bis man zu „Branle de chevaux“ kommt, ebenfalls ein Klassiker, bei dem die Band jedoch auf den Dudelsack verzichtet. Und hier liegt in meinen Augen (bzw. Ohren) auch die wirkliche Stärke der Band: So richtig gut klingen MURKELEY nämlich erst ohne die lauten Tröten, vor allem bei den letzten vier Tracks. Hier handelt es sich im Gegensatz zum Rest nämlich nicht um Instrumentals, sondern tatsächlich um Lieder, und im Gegensatz zu so manch anderer Marktband, deren Vocals oft klingen als würde ein Ziegenbock im Barriton durch eine rostige Gieskanne blöken, haben die vier MURKELEYEN ausnehmend angenehme Stimmen.
Ich persönlich hätte mir ein paar mehr Stücke in dieser Art gewünscht, da sich die Band damit deutlich aus dem „gewöhnlichen“ Markt-Einheitsbrei heraushebt. So jedoch findet sich eben für jeden Geschmack etwas und vielleicht repräsentiert dies die Band auch am besten, denn neben der üblichen Vierer-Marktbesetzung und dem eher leisen, auf Flöten und Gesang aufbauenden Repertoire haben die Leipziger nämlich auch noch eine erweiterte Rockvariante und ein spezielles Kinderprogramm in Petto.
Fazit: Ein Album mit Bekanntem aber durchaus auch mit überraschenden Momenten, das sich erfreulicherweise nicht nur auf die übliche Dudelsack-Trommel--Schiene festlegt. Reinhören lohnt - vor allem im letzten Drittel!
[Florian Hessler]
1. I
2. Quem a omagen da virgen
3. Der Ungarische
4. Die Elche am Bach
5. Blasebalg
6. Der Hexer
7. Branle de chevaux
8. Fussel
9. Ich zoch mir einen Falken
10. Lied des Marmottenbuben
11. Evening Rise
12. Adé mein Lieb